Slow Food Villages Nötsch & Arriach erleben


Heute einmal early bird. Wer in eine Traditionsbackstube will, der muss früh aufstehen – das zahlt sich aber dann auch aus. In den frühen Morgenstunden geht’s für uns in Richtung Oberkärnten, genauer gesagt ins Gailtal, das für seine aufwändigen Trachten, seine kulinarischen Köstlichkeiten und für die Kirchtage bekannt ist. Das Gailtal ist heute aber auch ein Inbegriff für Slow Food. Slow Food Reisen sind eine meiner Liebsten!

Die Bäckerei Wiegele, zu finden im gleichnamigen „Wiegelehaus“ in Nötsch, ist für ihr Handwerk und Tradition weit über die Ortsgrenzen hinaus bekannt. In der eigenen historischen Mühle wird regionales Getreide vor Ort verarbeitet und in der Backstube zu traditionellem Sauerteigbrot sowie zu süßen Klassikern verarbeitet. Die Chefin des Hauses, weit über 80 Jahre, ist mit mehreren Mitarbeitern für den Erhalt der traditionellen Backwerke verantwortlich. Dafür steht sie auch heute noch in den frühen Morgenstunden auf. „Aber nicht mehr täglich!“, schmunzelt sie.

Gebacken wird ausschließlich mit besten Zutaten und viel Zeit, dafür ohne Backtriebmittel oder künstliche Zusätze, denn diese braucht es auch gar nicht. Vielfältiges Gebäck entsteht ganz ohne maschinelle Hilfe und wird im traditionellen Holzofen gebacken. Seit 1876 wird in der Bäckerei Wiegele gemahlen und im Familienbesitz gearbeitet. Besonders schön: Schulen und Interessierte können im Rahmen von Führungen die „hohe Kunst des Brotbackens“ näher kennenlernen und den Duft von gutem Brot selbstverständlich auch selber probieren. Bekannt ist die Bäckerei Wiegele auch für ihre sensationellen Mehlspeisen. Wir sind live beim Füllen der luftigen Cremeschnitten dabei. Im Gepäck haben wir für das cookingCatrin-Team Schaumrollen, die einfach nur köstlich waren. 

Mehr über die Bäckerei Wiegele hier.


Vom Opa übernommen: Bruggerhof


Mit dem guten Brot und Schaumrollen im Gebäck geht’s für uns weiter zu einem kleinen, aber feinen und vor allem ganz neuen Hofladen. Der gehört der sympathischen Familie Mörtl, die den traditionellen Bruggerhof in Nötsch neues Leben eingehaucht hat. Geplant war das Ganze nämlich nicht, verrät uns Jungbauer Christopher, der mit Frau Rita und den Kids hier richtig Gas gibt. „Den Hof habe ich vom Opa. Der hat mich gefragt und es war keine Überlegung nötig und ich habe Ja gesagt!“ Jetzt sind die fleißigen Jungbauern tatkräftig am Werk.

Beim gemeinsamen Frühstück verkosten wir die Produkte vom Hof. Neben frischer Milch, Frischkäsezubereitungen, Topfen und Joghurt sowie Bauernbutter stellt Rita, „zuagroast“ aus Niederösterreich, auch Aufstriche und Liptauer her. Die gibt es, neben vielen anderen Produkten aus der Region ebenfalls im Hofladen. Das kommt super bei Einheimischen sowie Gästen an. In ihrem Sortiment findet man eine regionale Vielfalt an Säften Honig, Ölen, Eiern, Nudeln und noch vieles mehr. Die Slow Food Philosophie wird vom Betrieb gelebt. Auch die Zukunft wird aufregend, denn mit dem Stall und Hof hat man viel vor. Fleisch gibt es übrigens auch ab Hof, wenn eben verfügbar. Im modernen Stall haben 60 Kühle Platz, was auch der Plan des Jungbauern ist.  

Mehr über den Hofladen. 


Hochburg des Kufenstechens: Willkommen in Saak


Das Gailtal ist bekannt für seine besondere Gailtaler Tracht mit den hohe Stiefeln, Lederhosen und den bunten Dirndln. Wobei vielleicht sollten wir berühmt statt bekannt verwenden. Die bunte Kopf- und Brusttücher, weiße Stutzen und die bestickten Stiefletten kennt man einfach. Mehr darüber erfährt man im Museum in Saak. Dort gibt es auch die berühmte Linde am Dorfplatz, die dem Lindentanz sowie dem Gasthaus Lindenwirt ihre Namen gibt.

Da Mittagszeit ist, kehren wir bei Gerlinde und Barbara Foith ein und werfen einen Blick in die traditionelle Küche. Im Holzofen ist das Bratl, serviert mit Knödeln und Kraut, auf großen Töpfen sieden die gekrendelten Kasnudeln mit verschiedenen Füllungen. Natürlich sind alle Nudeln handgemacht, das ist Ehrensache. Traditionelle Kärntner Kasnudeln, Fleischnudeln oder mein persönlicher Favorit, die Polentanudeln {hier kommt Polenta oft auf den Tisch}, werden serviert. Hier lasse ich einfach Bilder sprechen, denn im Traditionsgasthaus kann man einfach nur köstlich essen, das können wir bestätigen:

Natürlich lebt man im Lindenwirt die Slow Food Prinzipien und die Zutaten stammen aus der Region und sind Basis für eine gute Gailtaler Küche. Darauf ist die Lindenwirtin stolz. Hier müsst ihr unbedingt einkehren. Unser Tipp: Im Sommer gibt’s einen Gastgarten! Und auch den Kirchtag, wo der ganze Dorfplatz ein großes Spektakel mit kühnen Männern und wilden Norikern wird, muss man einmal erleben.  

Mehr über den Lindenwirt. 


Schlafen unter Sternen, das ist hier die Devise!


Ich habe auf unseren Reisen ja schon wirklich viel sehen und erleben dürfen, aber bei dieser Reise gab es etwas Besonderes. Wir haben im Freien unter dem Sternenhimmel schlafen dürfen! Das habe ich noch nie gemacht und in diesem Konzept so auch noch nie gesehen. Bei Teresa in Arriach auf über 1150 Höhenmeter schläft man im wahrsten Sinne des Wortes unter den Sternen, denn das unglaubliche Konzept des einzigartigen Ferienhauses ist ein Bett auf Rollen. So schläft man nicht nur im Freien, sondern auch noch verdammt bequem.

Auf diese Idee ist die Familie gekommen, weil sie selber gerne outdoor schlafen. Damit wird die Idee vom Bett auf Rollen zur Realität. Inmitten saftiger Wiesen mit einem irren Ausblick in die Kärntner Bergwelt ist das einzigartige Outdoor-Erlebnis für viele eine neue Erfahrung. Freilich kann man auch im Chalet gut schlafen. Neben handgemachter, liebevoller Einrichtung aus heimischen Materialien und besonders Altholz und viel Glas sowie Sonnenlicht legt die Gastgeberfamilie Wert auf Details. Trockenblüten und heimische Gräser finden sich im Chalet wider. Das zweistöckige Chalet hat oben einen Chill- und Schlafbereich und unten findet man eine Panorama-Sauna. 

Frühstück im Bett geht drinnen oder draußen und natürlich regional! Als Slow Food Arriach Mitgliedsbetrieb ist die Familie voll und ganz auf regionale Köstlichkeiten ausgerichtet. So bietet die Familie auch einen auf die individuellen Wünsche der Gäste abgestimmten regionalen Korb an.. Dazu gehören Milchprodukte, Speck, Ei und Jause aber auch Brot und Gemüse vom Partnerbetrieben aus Arriach. Ein Beispiel wie  man eine köstliche, Arriacher Traditionsjause im Slow Food Stil von Familie Pirker genießen kann. Bei Familie Pirker haben wir auch am Hof kurz vorbeigeschaut und hier wird naturnah gearbeitet. Die Familie legt viel Wert auf das Tierwohl und verzichtet auch Spritz- und Düngemittel. Von Topfen über Butter bis hin zu tollen Frischkäse Varianten: Familie Pirker produziert viele Köstlichkeiten, die man Ab Hof kaufen kann. 

Wer das einmalige Erlebnis „Schlafen unter Sternen“ erleben will, ist bei den innovativen Gastgebern goldrichtig. P.S: eine Almhütte zur Miete betreibt die Familie auch. Die besuchen wir dann beim nächsten Mal. 

 

Mehr über das Unterkircher Chalet hier


Herz von Kärnten: Arriach


Teresa ist dann so lieb und nimmt uns direkt mit nach Arriach, das Herz von Kärnten. Arriach liegt nämlich genau in der Mitte Kärntens, ist also der geografische Mittelpunkt des Landes. Fleischgenuss mit gutem Gewissen steht im Fokus des Slow Food Villages. Schließlich ist Arriach bekannt für seine gute Jause, wie wir selber kosten durften.

Vor allem der Arriacher Slow Food Dorfgarten ist für mich außergewöhnlich. Hier wächst und gedeiht mitten im Ort und somit mitten in Kärnten alles, was das Genießer-, Gärtner-, und Kochherz begehrt. Wieder trifft man den Slow Food Gedanken: dieser Garten bietet alles, was das Genießer-, Gärtner-, und Kochherz begehrt. Biodiversität, Vielfalt im Garten ob mit essbaren Blüten, wilden Gewächsen, Kräutern, Salaten und Gemüse. Teresa empfiehlt uns einen Besuch im Gasthaus Alte Point und natürlich vertrauen wir der Ortskundigen. Chef und zugleich Chefkoch des Gasthauses Bernhard, übrigens ausgezeichnet mit zwei Hauben, kocht seit 1997 mitten im Ort. Er lebt die Slow Food Philosophie, bezieht seine Produkte von den heimischen Lieferanten und kocht großartig auf. Bevor wir essen, besucht er mit mir den Dorfgarten.

Wir kosten und lassen uns Wildcarpaccio, cremige Suppe mit Pastatascherln und besonders guten, heimischen Fisch aus den nahegelegenen Seen schmecken. Die Vielfalt aus dem Gemüsebeet landet hier am Teller und wir finden auch was aus dem Dorfgarten.

Teresa hat uns nicht zu viel versprochen und wir geben ihre Empfehlung gerne an euch weiter. Wir kommen sicher einmal wieder auf einen genussvollen Abend. Tipp der Redaktion: Nach einer Wanderung einen köstlichen Abend im Gasthof Alte Point genießen und unter Sternen schlafen. Ein himmlisches Erlebnis.

Mehr über das Gasthaus Alte Point.

In Arriach am Dorfplatz gibt es natürlich auch einen Bauernmarkt, wo die regionalen Betriebe ihre wertvollen Produkte verkaufen. Freilich greift auch die lokale Gastronomie auf die heimischen Köstlichkeiten zurück. Doch auch der örtliche Adeg Markt vertreibt viele Produkte aus der Region. Uns haben beide Villages wirklich beeindruckt und wieder einmal die Menschen dahinter, die den Slow Food Gedanken weitertragen und auch wirklich leben. 

Weitere Infos über Slow Food Kärnten.