Grenze zu Pressburg, Bratislava – wir stehen auf einer der sieben Terrassen des Schloss Hof und blicken in Richtung Landesgrenze. Beeindruckend: nicht nur der Ausblick auf die Ebene des Marchfelds und den Vorort von Bratislava, sondern vielmehr das Prunkschloss zu unserem Rücken. Wie so ein großes Traumschloss an die Landesgrenze kommt, was es dort aktuell zu sehen gibt und noch mehr verraten wir euch im kommenden Beitrag zum Thema „Food meets Prunk“.


Das Barockschloss Hof


Beginnen möchte ich aber ganz am Anfang – das ist in diesem Fall der mehr als riesige Parkplatz von Schloss Hof. Ein bisschen verwundert, mehr aber begeistert kommen wir am großen Schlossparkplatz an. Zum ersten Mal wird uns bewusst wie groß das Objekt hier sein muss. Schloss Hof war mir zuvor nicht bekannt. Ohne die Einladung für die Ausstellung, die für Foodies und Familien zugleich interessant ist, hätte ich es vielleicht nie entdeckt. Spätestens als diese eintraf, war mir klar, dass ich das riesige Prunkschloss, 40 Minuten außerhalb von Wien, besuchen muss. Schlösser sind für mich als Royal Fan ohnehin ganz oben auf der Liste. Als Foodie kam die Gelegenheit diesen Ausflug noch mit einer Ausstellung zum Thema Essen zu kombinieren, besonders gelegen. 

Zurück zum Schloss. Schloss Hof ist das größte der insgesamt sechs Marchfelder Schlösser und liegt an der äußersten Grenze zur Slowakei. Pressburg/Bratislava liegt in Sichtweite, d.h. die Skyline von Bratislava ist von den unglaublichen Terrassenanlagen des Schloss Hof bestens erkennbar. Doch nicht nur die Nähe zur Landesgrenze, sondern vielmehr das Schloss an sich, mit seiner Größe und prunkvollen Ausstattung, lässt Besucher staunen. Als Jagdschloss von Prinz Eugen Anfang des 18. Jahrhundert erworben und prunkvoll umgebaut steht es Schloss Schönbrunn nur wenig nach. Das ursprünglich einstöckige Gebäude mit edlen Gärten und Gutshof war ab 1755 in Besitz von Maria Theresia. Sie ließ das Schloss um ein Stockwerk erhöhen und die Räumlichkeiten umgestalten. Die Prunkräume sind allesamt inklusive der original erhaltenen Kapelle zu besichtigen. Kapelle, Kulisse und die klassizistischen Räumlichkeiten machen Schloss Hof zu einer äußerst beliebten Hochzeitslocation.


Gartenwelt Schloss Hof


Mindestens so eindrucksvoll wie die Innenräume sind aber auch die Außenanlagen des Schlosses. Dazu gehört eine Gartenanlage im französischen Stil mit sieben Terrassen, die schon kurz nach der Errichtung durch Prinz Eugen zu den bedeutendsten Gartenanlagen Europas gehörte. Brunnen, Skulpturen, aufwändige und vor allem originalgetreue Blumenbepflanzung und ein Irrgarten, der gerade entsteht, sind die Highlights der Terrassen, die jeweils spiegelbildlich gestaltet sind. Dabei ist nicht alles barock, sondern es gibt aktuell auch Neuigkeiten. Seit knapp einem Monat fließt wieder Wasser über einen eindrucksvollen dreistöckigen Brunnen, der auf einem einem Gemälde des Malers Canaletto abgebildet ist, erkannt und freigelegt bzw. nach dem Original errichtet wurde. Aktuell entsteht außerdem ein riesiges Labyrinth, dass nicht nur Kindern Spaß macht. Generell wird auf Schloss Hof für Familien und Kinder vieles geboten. Eigene Kinderprogramme und Erlebniswelten sind neben den vielen Tieren für die Kids sehr sehenswert.


Gutshof & Tierwelt 


Zu Schloss Hof gehört neben den Prunkräumen und Gärten auch ein großer Gutshof. Ursprünglich diente dieser als die Speisekammer des fürstlichen Haushalts für Lebens- und Genussmittel. In den großzügigen Pferdestallungen ist noch heute jede Box besetzt. Auf dem Gut leben Lipizzaner, Noriker, Nonius, Gidran und Shagya Araber sowie und andere Pferderassen. Neben Pferden beherbergt dieser heute hauptsächlich alte und besonders selten gewordene Haustierrassen. In den verschiedenen Gehegen leben Schafe, Ziegen, Esel, Lamas und sogar Kamele und Vögel. Sie machen den Gutshof lebendig und zum Familienausflugsziel. Über 200 Tiere leben in den altehrwürdigen Mauern des Gutshofes und lassen die Besucher am bäuerlich-höfischen Leben der Barockzeit teilnehmen. Prinz Eugen selbst war ein großer Tierfan und hielt seltene Arten. Besonders hervorzuheben ist der weiße Pfau, der sein schneeweißes Rad vor uns schlägt. Er ist eines der Aushängeschilder des Schlosses und Namengebend für das Schlossrestaurant „weißer Pfau“. Eine weitere Besonderheit sind die weißen Esel, die wie andere Tiere hier auf dem Schloss gezüchtet werden. Wir dürfen ins Gehege und streicheln die aufgeweckten weißen Barock-Mini-Esel mit den blauen Augen, von denen europaweit nur mehr wenige hundert Exemplare leben. Durch den duftenden Rosengarten, vorbei an den vierhörnigen Ziegen geht es für uns nun aber in die Ausstellung „Warum isst die Welt, wie sie isst“.


Sonderausstellung: Warum isst die Welt, wie sie isst?


Aktuell läuft auf Schloss Hof der erste Teil einer dreijährigen Ausstellung zum Thema Ernährung. Die in unterschiedliche Schwerpunkte aufgeteilte Ausstellung widmet sich heuer dem Thema „Aus der Erde auf den Teller“ und geht der Frage nach was mit der Nahrung auf dem Weg aus der fruchtbaren Erde bis auf den Teller alles passiert. Die Ausstellung in Schloss Hof thematisiert die landwirtschaftliche Erzeugung, industrielle Verarbeitung und häusliche Zubereitung des Essens und zeigt, welche lokalen und globalen, aber auch kulturellen Einflüsse hier eine Rolle spielen. Die sehr modern und interaktiv gestaltete Ausstellung ist ein Kontrastprogramm zum Prunkschloss, sodass über die ursprüngliche Lebensmittelproduktion und Verwertung der Barockzeit ein Bogen zur Moderne gespannt wird. Ein weiterer Ausstellungsteil findet sich auf dem benachbarten Schloss Niederweiden. Dort wird die Ausstellung zum Erlebnis: fühlen, riechen, beschäftigen und entdecken heißt es dort. Der zweite, kleinere Teil der Ausstellung zum Thema Nahrung und Lebensmittel auf Schloss Niederweiden gefällt uns durch die interaktive Gestaltung besonders gut. Die Ausstellung wird sich in den beiden nächsten Jahren anderen Themen rund um Essen und Nahrung widmen und ist so in jedem Jahr einen Besuch wert.

Auf Schloss Niederweiden findet man außerdem nicht nur die Ausstellung, sondern auch eine orginalgetreue, barocke Wildküche, die uns als Koch- und Küchenfans besonders beeindruckt hat. Denkt man an unsere modernen Küchen mit Induktionsherden, Dampfgarern und Co. kann man sich das Kochen über offenem Feuer mit den bescheidenen Kochenutensilien nur schwer vorstellen. Die original erhaltene Wildküche und Zuckerbäckerei ließ Maria Theresia errichten.

Die Sonderausstellung auf Schloss Hof kann noch bis 18. November 2018 besichtigt werden. Das Schloss ist ganzjährig geöffnet. Schloss Niederweiden ist von 19. November bis zur Eröffnung der kommenden Sonderausstellung im März 2019 geschlossen.