die Isländische Alm


Nachdem es der Wettergott am vierten Tag auf Island mit uns ausgesprochen gut meinte, waren wir vom früh angesetzten Frühstück weg im Vollgasmodus unterwegs. Wieder sollte erster Anlaufpunkt die Südküste bei Vik sein, wo uns der Black Sand Beach noch einige unvergessliche Fotomotive „vor die Linse laufen ließ“. Tief schwarz gefärbter Strand, einzelnstehende Felsmonolithen im und am Wasser und alle möglichen Felsformationen zeichnen diese immer beliebtere Destination aus.

Absolutes Highlight des Tages war jedoch die Wanderung entlang eines tief in die Felsen eingebetteten Flusses. Dieser führte uns – ausgehend von einem weit ausgestreckten Lavafeld – immer höher auf die isländische Alm. Aber neben den für Almen typischen ausgestreckten Wiesen gab es beim Fjadrargljufur auch einen rund 100 Meter tiefen und 2 Kilometer langen Canyon. Dieser hat sich in bizarrster Art und Weise vor mehreren Tausend Jahren durch die Landschaft Südislands geschnitten. Prädikat: Besonders sehenswert! Solche Felsformationen findet man vielleicht im tiefsten Asien, in Europa aber wahrscheinlich kein zweites Mal. Und weil es der isländische Wetter- und Lichtgott mehr als gut mit uns meinte, hatten wir trotz des langen Tages auch beim Zu-Bett-Gehen gegen 23 Uhr nach wie vor ausreichend Licht zum Fotografieren. Nur, irgendwann muss Schluss sein.


Skaftafell Nationalpark & Diamon Beach


Tag fünf brachte uns noch eine letzte Etappe an der Südküste Richtung Osten, nach Höfn. Am Weg dorthin wurde mehrmals an der Straße gehalten, weil es unmöglich gewesen wäre, an all den Naturschauspielen – Wasserfälle, Felsformationen, Lava- und Lupinenfelder etc – vorbeizufahren, ohne zumindest einmal für eine halbe Stunde (zugegeben, es wurden immer wieder mal viele halbe Stunden) die Kamera zu zücken. Besonders beeindruckend war die kurze Wanderung zum Gletscher im Skaftafell Nationalpark. Der Berg, der quasi als Seitenarm eines Gletschers – so groß wie die ganze Steiermark – bis auf Meeresniveau herunterschiebt. Von der Landesstraße aus nach kurzer Fahrt ist er über eine echte Rumpelpiste voller Schlaglöcher (ein robustes Allrad-Fahrzeug ist unerlässlich auf Island) und einem cirka halbstündigen Aufstieg quasi aus nächster Nähe einsichtig.

Wichtigster Tagesprogrammpunkt war allerdings der Diamond Beach Jökulsarlon zwischen dem Skaftafell Nationalpark und Höfn. Hier trifft ein Gletschersee (der tiefste See Islands mit 248 m, im Hinterland gespeist von einem mächtigen Gletscher) auf die isländische Küste in Form eines flachen Strandes mit tiefschwarzem Sand. Die aus dem Gletschersee aufs Meer treibenden Eisberge werden durch die Wellen zerkleinert und als diamant-ähnliche mehr oder weniger kleine Eiswürfel wieder zurück an den Strand gespült. Man kann sich das Schauspiel vorstellen (naja, eigentlich nicht, weil es so unvorstellbar einmalig ist), wie die glitzernden hellen Eisbrocken am schwarzen Strand wirken. Diamond-Beach ist definitiv nicht gelogen. Nur ist dieser Art Schmuck nicht von Dauer, nach wenigen Minuten löst sich das Eis im Salzwasser auf. Es wird aber umgehend durch neue, bizarr geformte Eiswürfel in jeder erdenklichen Größe ersetzt. Nachdem wir dort quasi den ganzen Nachmittag verbracht hatten, beschlossen wir den Abend in einem sehr stimmungsvollen Lokal direkt am Hafen von Höfn mit Krabben-Suppe, Pizza und Bier.


die isländische Kulinarik


Zur isländischen Kulinarik sei übrigens angemerkt: Verglichen mit anderen nordeuropäischen Inselregionen (ja, ich meine dabei vor allem England) ist das Essen hier vorzüglich. Neben tollen Fischgerichten (dazu kann man sogar das hierorts leckere Fish ´n Chips rechnen) wie zum Beispiel Lachs und Saibling in allen Variationen, gibt es alle möglichen Lammgerichte, die bodenständig unaufgeregt, aber doch geschmackvoll inszeniert werden. Abstecher in die ebenfalls angebotene mittel- bis südeuropäische Küche (von Pizza bis Lasagne) würde ich jedoch niemandem empfehlen. Auch wenn man die auf der ganzen Welt scheinbar beliebten Pizzerien auch hier findet. Die Essenszeiten sind im Sommer aus unserer Erfahrung heraus grundsätzlich sehr gestreckt, da die Sonne ja quasi nie untergeht und die Leute (Einheimische und die immer mehr werdenden Touristen) sich daher Zeit lassen mit dem Essen gehen.


Vesturhorn


Am letzten Tag haben wir uns noch das Vesturhorn gegeben, ein großes Felsmassiv direkt am östlichen Strand bei Höfn. Wind, Wetter und Vegetation haben dort am Fuße des Vesturhorns aus schwarzem Sand unzählige mehr oder weniger große, grasbewachsene Hügel geformt. Diese schmiegen sich in die Landschaft wie unwirkliche schwarz-grüne Tropfen – ein bei fast jedem Licht dankbares Fotomotiv.

Danach folgte vom östlichsten Teil Islands der rund 500 Kilometer lange Rückweg. Mit sicherlich 20 Mal wechselndem Wetter von Sonnenschein über Bewölkung bis zu heftigen Regengüssen fuhren wir in den westlichsten Zipfel nach Rejkjavik, das wir am frühen Abend erreichten. In dieser letzten Nacht verabschiedete sich Island nochmal gebührend mit einem goldig strahlenden Mittsommernachts-Sonnenuntergang um 23:30 Uhr, der uns sicherlich ewig in Erinnerung bleiben wird.


Highlights der Reise


Zusammenfassend kann man Island als eine sehr abwechslungsreiche, wilde und auf die Natur bezogen merklich junge Reisedestination bezeichnen. Es wechseln sich große weite Ebenen mit schroffen, steilen Felshügeln und -bergen ab, durchzogen von bizarren Canyons, Lavafeldern und brodelnden Geysiren. Kulinarisch sollte man sich an Fisch und Lamm halten, dann kann man echte Leckerbissen genießen. Finanziell muss man sich auf so einiges gefasst machen. Neben dem nicht ganz billigen Flug sind auch die normalen Kosten des Reisealltags wie Snacks, Getränke oder abends das eine oder andere Bier (um rund 10 EUR oder mehr) durchaus auf mindestens Schweizer Niveau angesiedelt sind. Ich würde aber trotzdem definitiv meinen, dass sich eine Reise absolut auszahlt. Nachdem wir im isländischen Sommer die Insel besucht haben, gäbe es auch im Winter noch gute Gründe (wie zb. einer Gletscherhöhlenwanderung) für eine Reise in den hohen Norden. Wenn es da nicht noch viele, viele andere besuchenswerte Reiseziele auf der ganzen Welt gäbe … 😊

Für Interessierte und Fragen stehe ich jederzeit zu Verfügung. Einfach melden unter: cfb@carletto.at

PS: Explizit danken möchte ich Tanja und Walter Luttenberger, der die Reise organisiert hat und es an nichts fehlen hat lassen – und dies meine ich sowohl touristisch als auch fotografisch. Wie schön ist es, wenn ein Fachmann sein Wissen nicht neidig für sich behaltet, sondern sich einfach auch über schöne Fotos anderer freuen kann und für jede fachliche Frage offen ist. Ich freue mich schon auf die nächste Fotoreise, egal ob es Namibia, Lanzarote, Marokko oder was weiss ich wird 😉

PPS: Eine Reise im Bus ist nur so gut, wie die Sitznachbarn. In meinem Fall waren wir eine extrem lustige und ambitionierte Gruppe. Ich hoffe, wir sehen uns mal wieder, Petar, Hartmut, Ricarda, Shanko, Kerstin, Alex, Konsti und Karl!